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  Die Frauenkirche am Neumarkt - ein Vorwort  
     
 

Hier geht es mehr um Bilder, doch können paar Worte nicht schaden. Bei diesem Platz, der teilt. In einem sind sich wohl alle einig - wir, die wir den Platz vor dem Angriff am Faschingstag, dem 13. Februar 1945, nicht kennen, können uns kaum vorstellen, wie das hier war. Ein gewachsener Platz. Die einzigartige Meisterleistung des Baumeisters George Bähr als Krönung - die im Mai 1743 mit der Aufsetzung des goldenen Kuppelkreuzes vollendete Frauenkirche. Die vergilbten Ansichten des für immer verlorenen Stadtbildes 

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Um 1908, Kunstverlag A. Hartmann, Dresden
 
 
   
 
 
 

können Ahnungen vermitteln, mir kommt beim Anblick Trauer und  Enttäuschung hoch. Man fragt sich zuweilen, was wäre, wenn ...? Doch nüchtern fällt die Antwort aus, die man sich selber geben kann: Es ist aber nicht. Die Zeit gab dieser Stadt ein einzigartiges Gesicht. Die Menschen nahmen es brutal. Und lernen nichts daraus...

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Neumarkt 1964 Foto Steffi Hartig (†)
 

BRÜCKEN BAUEN - VERSÖHNUNG LEBEN ... stand lange an der Wand des Kirchenbaues. Schon wieder reizt die deutsche Brut mit vorgeblich christlich-demokratisch-sozialem Anstrich den russischen Bären bis an die Grenze des Ertragbaren und strebt wohl nun der letzten Ölung zu. So fing das Elend schon mal an. Reicht`s Euch noch immer nicht ?  

   

Zurück zu ehrlichem Gedenken in dieser geschundenen Stadt, die heilt nun wieder, schon seit fast 70 Jahren. Sehr langsam, das liegt an den Ärzten. Die besten waren das immer nicht. Die einen schnitten ab, wo man noch retten konnte, die anderen glaubten, Ruhe bringe was. Weil Geld für weiteres Verbinden fehlte, machte man eine Tugend aus der Not und stellte diesen Stumpf derweil zur Schau. Und schlug zwei Problemfliegen mit einer großen Klappe. Nie wieder Wunden, rief man und erzielte Wirkung bei den Nachgeborenen. Aber eben nicht bei denen, die das Vorher kannten. 

In mindestens zwei Dresdner Generationen vor uns stand der Wunsch, die Kirche wieder aufgebaut zu sehen, an erster Stelle. Doch wurde dieser Wunsch so vielen Leuten nicht erfüllt. Es dauert halt, so ein Projekt. Hat die Ruine irgendwas bewirkt ? Aus heutiger Sicht muss man das bezweifeln. So brodelte der Gedanke an den Wiederaufbau wie in einem erloschen geglaubten Vulkan über Jahrzehnte vor sich hin und als der Druck von innen groß genug war, schmolz das letzte bisschen Deckschicht und es kam zur Freisetzung der nötigen Energie. Wie immer, wenn sich Großes Wege bahnt, sind satte Säcke fehl am Platz. So kamen die Macher dieser Idee nicht aus den Ratsstuben. Bürger mit Visionen erkannten die einmalige Gelegenheit, ein Werk zu beginnen, das außerhalb unserer Realität zu liegen schien. 

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Dresdner Schloss 1964 Foto Steffi Hartig
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1974 Foto Steffi Hartig
Neumarkt 1980
       
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Die zukünftigen Bedenkenträger waren schon eiligst und mäntelchenschwingend damit beschäftigt, sich in die neuen Machtstrukturen einzuordnen und manches zu verschleiern. Doch Taten waren da gefragt und es musste losgehen. Die Zeit war reif und günstig war sie auch. Die Stadt hat auf anderen Feldern mit diversen Hufeisennasentieren im Nachhinein bewiesen, was geworden wäre, wenn man sie gelassen hätte. Wiewohl, sie wirkte mit. 

Der Bau begann im Jahre 1993 mit der Enttrümmerung der Ruine. Im Oktober 2005 wurde die Kirche geweiht. George Bähr würde sicher den heutigen Bauleuten auf die Schulter geklopft haben und lächelnd bemerkt haben " ... wenn ich Eure Möglichkeiten gehabt hätte...". 

Dem Stadtbild hat es gut getan. Nun steht sie also da. Schön. Gewaltig. Beeindruckend. Mittelpunkt. Die alten Dresdner zu Tränen rührend. 

 
Dieses und andere Fotos können bei der Bildagentur Adobe Stock erworben werden.
     
   
     
 

Nur die ? Die ersten Ladenmieter gaben auf. Der Platz, auf dem die Kirche steht, ist zweigeteilt. Er war es von Anfang an. Was heißt, er steht im Zwielicht der Interessen. Das müsste hier ein Volksplatz sein, doch ach ... Des Volkes wahrer Himmel ist das nicht. Edelgastronomie, Mietobjekte, Geldanlage, Langeweile. Disneyland. Teuer ! Das verstehen nicht wenige Dresdner heute unter dem Neumarkt. Die Stadt befördert das mit Macht. Um in der Liga Weltstadt mitzuspielen, braucht es viel von dem, was dort 

 
 
 
   
 
 
 

entsteht. Und doch, die Mischung macht`s. Die fehlt. Das ist ein Kirchplatz, sagt die Eine. Was will sie da verhindern ? Das war schon immer Marktplatz, weiß man doch. Die provinziellen Funktionsträger ohne sächsischen Hintergrund in der Aussprache halten den Platz pflichtgemäß bereit für Investoren. Und meinten wohl, das ist der Selbstläufer unter den Mittelpunkten der Welt, was den Zustrom der Geld bringenden Touristen angeht. 

 
     
 

War das schön bequem, die Frauenkirche nach der Fertigstellung zu verkaufen 
als touristisches "must see". Viel brauchte man nicht tun. Der Hahn, aus dem 
Besucher flossen, war füllhorngleich geöffnet. Der Zustrom geht zur Neige.
Wo setzen jetzt Konzepte an ?  Der Platz ist voll mit Menschen, vor allem, 
wenn es warm ist und die Busse kommen. Wenn es kalt wird, ist es öd. 
Man versuche, auf diesem Weltplatz einen Fotofilm zu bekommen 
oder einen entwickeln zu lassen.* Man versuche, eine Zeitung kaufen,
sich irgendwo ohne Verzehrzwang hinzusetzen, eine Karte zu schreiben 
und die Kirche wirken zu lassen. Oder schnell einen Imbiss zu 
bekommen oder einen Kaffee im Stehen oder - meinetwegen -
eine Tüte Milch. Man hoffe nicht, den Kaffee zu entsorgen.
Da muss man suchen und wird doch nichts finden.
Da wird der Platz dann doch zum Mittelpunkt der Welt... :-)

 
     
   
     
 

Die Fassaden und Ensembles gab es dort schon mal. Wer weiß schon, ob die wieder stimmen ? Das Pflaster auf dem Neumarkt stimmt schon mal nicht. Dem Zeitgeist wurden Lücken angepasst. Genug geschmollt, es gibt auch Zukunftweisendes. Etwas, das dieser, vor verkehrsproblemlösenden Ideen nur so strotzenden Stadt die verkehrskonzeptionelle Krone aufsetzt. Etwas, was die Kommunikation zwischen verirrten Autofahren und unschuldigen Fußgängern befördert, ehe erstere ihre sächsischen Knöllchen empfangen. Man kann auf dem Neumarkt mit seinem Auto Runden drehen, bis man entweder alles gesehen oder sein Hotel gefunden hat. Wie man da herumfährt, ist völlig wurscht, wenn man nur keine Touristen umfährt. Das ist nicht geregelt, ausgerechnet, denn die Regelungswut dort kennt sonst keine Grenzen, wie man hört. Über solche Sachen haben die zwei Typen im Februar des Jahres 1981 auf dem Sockel vom Lutherdenkmal nicht nachgedacht. Eine Vorstellung von einem anderen Neumarkt hatte die auch nicht, denn der Neumarkt war für deren Begriffe intakt. Es gab eine Imbissbude in Form eines Schiffes und da gab es Bier. 

 
     
 

Eine andere Vorstellung zu haben, war angesichts der brach liegenden Fläche auch nicht einfach. Die Zeiten haben sich mächtig geändert. Der Typ links im Bild schreibt jetzt an dieser x-ten Seite. Warum ? Weil er vom Nachwendegeschehen am Neumarkt auch ziemlich beeindruckt war und immer mal die Kamera abwechselnd von unten oder oben drauf gehalten hat. Deshalb der Gedanke, hier in lockerer Form ein paar Impressionen über den Aufbau der Kirche und das Drumherum zu zeigen. 

 
     
 

Die Fotos schlummern bisher in Form von Negativen, Abzügen
und digitalen Daten vor sich hin und kommen hier nun ans Licht. Möge es für
den Betrachter so interessant sein, wie für den Autor selbst. Einige Fotos
verdanke ich Frau Steffi Hartig (†) aus Dresden, die die Fertigstellung nicht
mehr erleben konnte aber mein Interesse daran sehr befördert hat.

 
     
 

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Natürlich wollte fast niemand, dass die in keiner Weise historischen Neubaufassaden am Neumarkt erhalten bleiben. Folgerichtig hat man das Polizeipräsidium abgerissen. Man hat sich aber auch an den gut erhaltenen mittelalterlichen Grundrissen - die man noch einmal besichtigen konnte, bevor die Bagger kamen - vergangen und diese dem Tiefgaragenwahn geopfert. Es wollte aber auch fast niemand, dass grottenschlechte architektonische Verfehlungen im Stadtzentrum wieder entstehen. Das ist eine andere Geschichte, aber ich frage mich schon, warum viele Dresdner den alten (!) Fresswürfel am Postplatz - dieser Platz ist heute - man kann es nicht anders benennen - eine architektonische Hure - wieder interessant finden ...

 
     
  * ok, aus der Sicht des Jahres 2013 gibt es das heute, ok, ok :-)  
 
 
   
 
 
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